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  • AutorenbildFranzi F.

Wohnungslose Versagerin, sagt mein einer Teil - der andere applaudiert.

Ich weiß gar nicht, wo ich nach so einer langen Zeit eigentlich beginnen soll. Und mir fällt auf, dass ich das jedes Mal sage, wenn ich einen meiner viel zu seltenen Blogeinträge verfasse.


In meinem letzten Blogeintrag hatte ich erzählt, wie mich mein Mitbewohner betrogen und in eine sehr schwere Lage gebracht hat. Auch wenn das jetzt trockene Kost ist, möchte ich es niederschreiben, um meine Odyssee irgendwie mal in Worte gefasst und von der Seele getrennt zu haben - wenn nur für einen Moment.

Tatsächlich habe ich kurz nach diesem Blogeintrag und nach einer immens aufwendigen Suche nach der juristisch cleversten Art auf das Ganze zu reagieren, entschlossen, den Anspruch des Hauptvermieters auf Räumung anzuerkennen (denn ich hatte von Anfang an auf seiner Seite gestanden und war entsetzt) und bin innerhalb von wirklich sehr kurzer Zeit (1 oder 2 Wochen?) ausgezogen, ohne eine neue Wohnung zu haben - denn ansonsten hätte das einen ewigen Rattenschwanz und möglicherweise horrende Summen Gerichtskosten und Anwaltskosten beschert, die ich dann mit einer Schadensersatzklage gegen meinen Untervermieter wieder hätte zurückholen müssen, was den Berg an Kosten weiter gehäuft hätte - und ich hätte mich vorläufig verschulden müssen. Prozesskostenbeihilfe hätte ich zumindest bei der Räumungsklage des Hauptvermieters wohl nicht bekommen. Ich ging den vermeintlichen Weg des geringsten Widerstands, der mich nicht in Schulden treiben würde. Traurig, oder?

Da bezahlt ein Mensch der in Armut lebt stets seine Rechnungen, seine Miete (ich habe actually in meinem Leben noch nie eine Mietzahlung aufgeschoben oder ausgelassen) zuerst und wird trotzdem dafür bestraft, dass ein Anderer Unfug treibt. Ich hatte und habe nach wie vor sehr viel Hass in meinem Bauch. Ich weiß, das ist nicht gesund, aber Gefühle abzuschalten ist auch nicht so einfach.

Alles fühlt sich nur noch nach Ungerechtigkeit an.

Es fühlt sich an, als würde auf mich eingetreten werden, wo ich schon lange am Boden bin. Ja, das klingt mitleidig, aber so fühlt es sich an.


Ich bin noch bis Ende Mai letzten Jahres abrupt ausgezogen. Meine beste Freundin half uns, mein Zeug wegzuschaffen. Der Vater eines Freundes hatte erlaubt, meine Sachen bei ihm zwischenzulagern. Mein Freund gab seine zwei Katzen ab, um meine Fellnasen beherbergen zu können. Das war und ist schlimm genug, aber immerhin sind sie zu vernünftigen Menschen gekommen und werden wie Prinzessinnen behandelt. Ohne die Unterstützung dieser lieben Menschen wäre alles noch schlimmer gekommen.


Ich darf meine Post noch heute wegen der ganzen Sache bei der Wohnungslosenhilfe abholen. Mein Freund hat eine winzige Wohnung, weshalb es auch nicht geht, dass ich dort fest wohne, mich dort anmelde. Mein kleines Nebengewerbe ist langsam aber sicher den Bach herunter gegangen, inzwischen streame ich gar nicht mehr, obwohl mir das immer viel gegeben hat. Dieses Jahr habe ich noch kein einziges Mal streamen können. Wenn ich meinem Untervermieter noch einmal begegnen würde, wüsste ich nicht, was ich tun würde, weil er mir so vieles genommen hat.


(Zum Glück verjährt seine Aktion im juristischen Sinne nicht soo schnell, sodass ich später vielleicht einmal Wiedergutmachung zumindest im Finanziellen fordern kann - wobei ich nicht weiß, ob ich das tun werde und ob man bei diesem ekelhaften Stück überhaupt noch etwas abschöpfen kann. )


Soviel dazu.. Die Situation ist aktuell also "heikel". Die Ironie an dem Ganzen? Ich zog aus noch bevor die Klage einging und hatte längst ein schriftliches Anerkenntnis zustellen lassen. Doch der Vermieter zog aufgrund schlechten anwaltlichen Rates die Klage gegen mich nicht zurück. Was soll ich sagen? Kurzerhand habe ich alle Beweise für meinen Auszug und meine Wohnungslosigkeit eingereicht und mich auf einen Paragraphen berufen, bei dem der Kläger auf den Gerichtskosten und Anwaltskosten hängen bleibt, wenn er jemanden verklagt, ohne dass dieser Anlass zur Klage gegeben hat. War das eine stressige Zeit - ich kann das gar nicht genug in Worte fassen. So viele schlaflose Nächte. Ich bin an einem Punkt in meinem Leben, an dem solche Kosten und Auswirkungen mich so nieder gemacht hätten, dass ich dieses Mal ganz gewiss gar nicht mehr aufgestanden wäre. Und das alles ohne mein Zutun. Rastlosigkeit, Unsicherheit, Angst, keinerlei Rückzug und purer Stress. So fühle ich mich seit Mai letzten Jahres und das bis heute. Zum Glück hatte ich den Kostenentscheid durch den Paragraphen gewonnen, doch auf Räumung wurde ich trotzdem verklagt, obwohl ich längst nicht mehr dort wohnte. Wahnsinn, oder?

Dass soetwas überhaupt möglich ist - auf Räumung einer Wohnung verklagt zu werden, zu der man nicht mal Zugang hat, da man ausgezogen ist und keine Schlüssel besitzt. Deutschland ist verdammt bürokratisch und unsinnig.


Ich dachte wenigstens in der Rechtsfrage hätte ich nun aber meine Ruhe.

Falsch gedacht - kurz vorm Dezember wurde ich angeschrieben, dass die Zwangsräumung "meiner" Wohnung bevorstünde. Von allen Seiten wurde mir Angst und Druck gemacht, dass ich eventuell bald doch für die Räumung der Wohnung dieses Miststücks von einem Untervermieter aufkommen müsste. Ich bin vom Glauben abgefallen. Im Dezember fand nun auch die Räumung statt, doch gehört habe ich seitdem von den Beteiligten nichts mehr. Selbst jetzt weiß ich nicht, ob ich endlich in Frieden gelassen werde oder ob in ein paar Monaten nicht doch noch ein Brief hereinflattert, um mir einen Stich zu versetzen. Ich bin ein Nervenbündel.


Alles was mir Spaß bereitet hat und mich beflügelt hat, endlich einmal - das wurde wieder zunichte gemacht: So fühle ich mich. Ich bin seit Monaten wieder sehr, sehr depressiv. Ich weiß, dass alles besser wird. Ich weiß es aber gerade hilft mir das wenig. Jedes Stück, das ich momentan schaffe durchzuhalten, halte ich nur für die baldige Besserung durch. Aber sehr oft liege ich einfach herum, wie gelähmt, nicht in der Lage gegen die Ungerechtigkeit und meine missliche Lage zu handeln. Meine psychische und physische Gesundheit sind für mich wieder an einem Punkt, an dem ich lange nicht mehr war. An einem dunklen Ort, an den ich nie zurückkehren wollte.

Und alles was ich habe, ist mich an die Jahre meiner Therapie zu erinnern. Mich zu klammern an die Tage, an denen ich doch Stärke in mir finde, die es früher noch nicht gab. Die Stärke, Tage zu durchstehen, die schlimm sind, wirklich schlimm.

Mein Körper lässt mich öfter im Stich, das ist wenn ich merke, dass meine Depression um sich schlägt und das wenige was ich noch habe auch noch versucht niederzumachen. Stellvertretend für die, die mein inneres Haus in Brand gesteckt haben, gießen meine Depression, mein Trauma, Benzin hinein.


Und gleichzeitig gängle ich mich, trieze mich. Mache mir ein schlechtes Gewissen. Ich sollte dankbar sein, weil ich einen Freund habe der mich auffängt. Weil ich Freunde habe, die mich unterstützen. Freunde mit offenen Ohren und Herzen.

Und ich bin es auch - so, so sehr. Aber es fühlt sich an, als wäre ich undankbar, wenn ich sage, dass das alles gerade nicht reicht damit es mir besser geht. Kennt ihr das?

Ein schlechtes Gewissen, weil es einem so schlecht geht. Und dann geht es einem schlechter, weil man ungerecht zu sich selbst ist..


Trotz aller Reflektion darüber kann ich vieles nicht abschalten. Dafür ist gerade zu viel los in mir. Wirrwarr, Chaos, .. - gedanklich als auch emotional.


Ich greife nach jedem Halm. Jeden Tag, wie so oft.

Mit aller Mühe erinnere ich mich daran, dass ich trotz all dem noch so viele Gründe habe, das Leben zu lieben und Dankbarkeit zu empfinden.

Was für ein Chaos. Ich will glücklich sein und zwinge mich regelrecht dazu.

Man kann sich vielleicht ausmalen, dass das auf diese Weise aber nie von Dauer ist.


Glück lässt sich nicht erzwingen.

Aber ich will auch nicht zulassen, dass ich wegen der dunklen Wolken keine Sonnenstrahlen mehr sehe, wenn sie sich auftun..


Viele Tage bin ich nur damit beschäftigt, mich zusammenzuhalten.

Schritt eins: Steh auf

Schritt zwei: Bleib stehen

Schritt drei: Stelle fest, dass dein Magen grummelt, aber iss nichts.

Schritt vier: Putz' die Zähne

Schritt fünf: Füttere die Katzen

Schritt sechs: Leg dich wieder hin

Schritt sieben: Mach dir ein schlechtes Gewissen, weil du nicht zu deinem Kurs gegangen bist


Und wenn ich schaffe, mich nicht wieder hinzulegen und trostlos den Tag im Bett zuverbringen, bin ich nach dem Tag im Kurs endlos müde, auf eine Ebene, die für mich nur schwer zu erklären ist.


Doch dann wühle ich in mir herum. Wühle nach alten Zeiten. Ich stelle fest, dass ich jetzt viel weiter bin als damals, dass ich niemals dorthin zurück will und dass der erste Weg ist, mir zu vergeben, dass ich im Angesicht dieser Umstände nicht perfekt funktioniere. Aber ich funktioniere. Länger und besser als je zuvor. In manchen Augen wird mein "Funktionieren, länger und besser als je zuvor" lächerlich und nichtig erscheinen. Kaum der Rede wert. Ich fehle trotzdem in meinem Tageskurs regelmäßig. Aber ich bleibe dran. Und das ist mehr als ich früher imstande war zu leisten. Also ja, ich bin weiter, weiter als früher.


Da sind Freunde und Familie, die sich zusammengetan haben, nur damit ich voran komme. Damit es besser werden kann: Nachthaltig! Sie legen für mich die Kurskosten zusammen, für den Kurs den ich schon vor der ganzen Wohnungs-Geschichte so lange machen wollte. Er ist dazu da, dass ich meinen Abschluss nachhole, extern, den ich damals aus mangelnder Gesundheit nicht mehr gemacht habe.

Diese Menschen wollen so sehr dass es für mich besser werden kann. Manchmal muss ich weinen, einfach nur weil es so surreal für mich ist, dass Menschen mir so sehr beistehen und ich mit ihnen reden kann, wenn etwas ist. Sie sind das Gegenbeispiel das es braucht, um solche Unmenschen wie meinen Untervermieter ganz klein erscheinen zu lassen. Das gibt mir Hoffnung. Und Aufschwung.


Vielleicht kann man meinem heutigen Eintrag entnehmen, dass ich selbst gar nicht genau weiß, was mit mir ist und was aus mir wird. Es gibt nur ein Ziel vor meinen Augen: Meine Situation endlich bessern. Denn der, der mich in diese Lage brachte, wird nichts dafür tun, diese Ungerechtigkeit auszubaden.

Was ich dafür tun muss, das wird auch getan. Selbst, wenn ich dabei einen erbärmlichen Eindruck nach außen mache und wenn ich stolpere und jammer.

Ich bin nicht mehr, wer ich früher einmal war.

Und ich bin nicht alleine.


Danke, dass es Menschen wie euch gibt.






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