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  • AutorenbildFranzi F.

Wenn der Blick hin zur Vergangenheit hilft, ...

Aktualisiert: 24. Apr.

... statt (nur) zu schaden.


In den letzten Monaten ist so vieles passiert.

In meinem Leben ist das 'was Besonderes, wenn man differenziert. In meinem Kopf geschah schon immer viel, aber jetzt passieren nicht mehr nur dort Dinge - Entdeckung Nummer 1!


Meine Ausbildung begann am 01.08.2023, die Probezeit von drei Monaten habe ich auch schon überschritten und meine Kollegen finde ich bisher ausnahmslos wunderbar. Gelegenheiten und unsere Gespräche und Mittagspausen haben mich absolut davon überzeugt, dass ich da herein passe und das, ohne mich ständig verstellen zu müssen.


Ohne mich nun zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, würde ich behaupten, es läuft im Betrieb für mich ganz gut, abgesehen davon, dass meine Migräneattacken mich leider aktuell sehr plagen und bremsen, was mir so ein wenig Sorgen bereitet.


In der Berufsschule läuft es fast sehr gut, bis auf ein paar Ausnahmen kann ich sagen, ich gebe mein Bestmögliches. Natürlich ist es nicht immer schön, nach 9 Stunden, die man im Betrieb verbracht hat, noch für Klausuren zu lernen, aber um ehrlich zu sein finde ich fast die Hälfte meiner aktuellen Acht Fächer nicht sonderlich schwer und somit muss ich wenigstens dafür nicht besonders lernen, also ist das wirklich Meckern auf ganz hohem Niveau (stellt euch an dieser Stelle die kleinste Violine der Welt spielend vor).


Um mit der Selbstbeweihräucherung einmal aufzuhören: Ich merke aktuell aber auch die Macken, in denen mir die Anderen voraus sind. Und zwar gravierend! Und ich weiß noch nicht ganz, wie ich das abschalten kann, bzw. beheben (abschalten reicht in dem Fall nicht, nicht langfristig zumindest). Immer wieder grüble ich, weil mir von so vielen Seiten gesagt wird, dass ich vom Gas treten soll. Nein, dass soll nicht ausdrücken wie toll ich doch bin, hach, dass ich doch weniger leisten solle!

Im Gegenteil. Ich sehe das als massive neue Macke, die ich an mir (dank sehr aufmerksamer Kolleg*innen und Lehrer*innen) erst so richtig entdecke, seit ich wieder zum Teil "funktioniere". Und das tue ich! Aber reicht das? Zu "funktionieren"? Entdeckung Nummer 2!


Aha. Da ringt etwas in mir. So richtig gemerkt habe ich das erst vor einem Monat, als mein Freund und ich zusammengezogen sind in eine Wohnung, die endlich groß genug für uns und den nächsten Schritt ist. Ich nehme seit meinem letzten, wirklich gräßlichen Loch meine Antidepressiva. Wir suchten jetzt schon so lange nach einer bezahlbaren, geeigneten Wohnung und waren bislang erfolglos. Dafür namen wir eine extreme Spontanität und Mehrkosten in Kauf, die uns eine Weile in den Knochen (und dem Geldbeutel) sitzen wird. Das alles ist auch richtig so, weil es sonst noch weitere Jahre so fortgelaufen wäre. Und bei meiner mentalen Verfassung, da hätte ich es nicht viel länger geschafft - Antidepressiva hin oder her. Denn Tabletten lösen nicht einfach alle Probleme deiner noch so kleinen Innenwelt in Luft auf. Aber während all des Trubels - das dachte ich - ist es doch eine gute Gelegenheit gewesen, die Tabletten abzusetzen. Probezeit herum, gute Noten, alles läuft gut, oder? Wann, wenn nicht jetzt, wo man so abgelenkt ist und so viel um die Ohren hat, sodass sich nicht alles um die Tabletten oder deren Fehlen dreht.



Dumme Idee. Ganz dumm.

(Entdeckung Nummer 3!)





Ich führe meinen mentalen Meltdown an der Stelle nicht weiter aus, aber es war echt hart. Insbesondere, weil aus "jeder Mücke ein Elefant" wurde, aber als ich all die Mängel an der neuen Wohnung entdeckte, da standen regelrecht die Elefanten im Raum und für mich wurden diese zu alleszerstörenden Riesen. Alles war einfach um ein Vielfaches schlimmer noch, aber ich hatte auch keine Möglichkeit mehr, auf die Tools zurückzugreifen, die ich mir so hart erarbeitet hatte.


Also wird die ernüchternde Tatsache klar, dass auch das ein Prozess ist, den ich noch nicht abschließen kann. Ich bin noch nicht so weit. Und nicht auf diese plötzliche Weise. Und obwohl das rational gesehen völlig absehbar ist und eine Art und Weise ist, auf die es zum Scheitern verurteilt ist, so bin ich irgendwie enttäuscht.

Und hier kommen wir zu dem, was mich aktuell am Allermeisten auffrisst:


Ich brauche das, was mich mir weniger näher fühlen lässt.

Nach wie vor verteidige ich meinen Entschluss vor mir selbst, jetzt aus Ratlosigkeit und auch aus Einsicht, dass die Therapie mich nach all den Jahren nicht ganz befreien konnte, endlich (?!) nach Antidepressiva gegriffen zu haben, da ich einfach auf der Stelle stand - oder viel mehr lag. Ich konnte nicht mehr weitergehen, ich konnte mich selbst und alles herum um mich nicht einmal mehr ertragen, wenn ich das - oder den/diejenige - um mich herum eigentlich liebte. Nichts fühlte sich mehr an, als gäbe es mir Kraft genug, um das, was in meinem Kopf geschah, zu überleben.


Es stimmt, dass Antidepressiva nicht dein ganzes Wesen verändern. Es wäre so ungerecht und zugleich einfach, alles auf diese winzig kleinen Helferlein zu schieben, doch es fühlt sich unehrlich an. Ich weiß nicht was mit mir los ist, und das seit einiger Zeit schon. Und das ist ein Leidenszustand für mich, da ich sonst - egal wie aussichtslos - immer reflektiert und aufgeklärt über das Chaos und den Sturm in mir war. Ich wusste, wann die nächste Welle über mich hineinstürzt und konnte mir immer einen Reim daraus machen. Jetzt?


Jetzt fühlt es sich für mich an, als ertränke ich jeden Tag ein kleines Bisschen. Wellen schlagen mir ohne Vorwarnung ins Gesicht, während mich altbekannte Gewichte nach unten ziehen. Nichts ist mehr berechenbar und alles ist unerwartet und ich weiß nicht, wie lange ich mit meiner unsteten Verfassung zurecht komme. Ich fühle mich, als sei bereits die Wertung meiner "Verfassung" regelrecht unmöglich. Alles ist Chaos und das ist auch schon alles, was ich jetzt noch weiß.


Ich halte mir vor Augen, wie dankbar ich über dieses Umfeld sein kann. Wie viel schwerer es woanders wäre. Nahezu unmöglich, wenn ich den Vergleich in meiner aktuellen Lage betrachte. Auch wenn alle sagen, dass ich mehr als Genug tue.. So fühle ich mich, als sei das nicht genug. Meine gesamte und doch sehr limitierte Stärke, so fühlt sich es zumindest an, geht für meine Ausbildung und ein Leben 'drauf', das andere schon seit Jahren so beschreiten und das, ganz ohne den letzten Faden ihrer Persönlichkeit und Begeisterung aufzugeben.


Manche Dinge nehme ich wahr, so wie man sie mir mitteilt - und ich bin dankbar, dass Menschen bemerken, was und wer ich vielleicht bin und wie es mir damit gehen könnte -, aber ich weiß trotz alledem nicht, was ich dagegen tun soll.


Entweder bin ich verdammt dazu, dass all meine Tränen und mein Herzblut in diese eine große Sache fließen, die ich nicht zusammenstürzen lasse, oder ich bin verdammt zum Scheitern und zum ewigen Liegenbleiben auf der Stelle, auf der ich schon vor Jahren lag. Eine ähnliche Grube, doch an einem anderen Ort. Das will ich nicht. Und meine Vergangenheit tröstet mich hier so oft, wenn ich nur darüber nachdenke, wo ich vor nicht allzu langer Zeit noch stand. Es ist surreal, was ich in den letzten zwei Jahren geschafft habe.. Aber ich habe auch das Gefühl, mich darin zu verlieren. Fast fühle ich mich schlecht, weil ich mehr denn je damit kämpfe, die richtigen Worte für mein Gedankenchaos zu finden. Es klingt lächerlich, oder? Wie ich darum ringe, mich auszudrücken, zugleich das alles doch sehr selbstbezogen ist.




Was ist das, was ich jetzt schaffe, noch wert, wenn ich mich zumeist nicht mehr lebendig fühle?




Kräfte aufzuteilen, das klingt so sinnvoll.

Und wenn man nur die Hälfte hat, wo soll diese dann zugeteilt werden?

Ein Viertel ist nirgendwo je genug gewesen.

Ein Gleichgewicht existiert in meinem Leben nicht.

Von all den Entdeckungen, die ich in letzter Zeit gemacht habe, lerne ich viel über mich, aber nichts sonderlich Erbauliches. Momentan ist nur erbaulich, wo ich jetzt gegenüber meiner Vergangenheit stehe.. und anders als es klingen mag, ist das eine doch gar ungeheuere Erkenntnis.


Ich bin voller Unbehagen stolz auf mich. Aber das zumindest aufrichtig.














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