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  • AutorenbildFranzi F.

Warten auf das Gute

Ich glaube, ich habe eine meiner wichtigsten Fähigkeiten verloren. Zumindest finde ich sie gerade nicht mehr in mir.

Waren es die Tabletten?

Das wöchentliche "Es wird bestimmt besser", wobei es dann nie besser wurde?


Die Fähigkeit, Schönheit in den kleinen Dingen zu entdecken und aus ihnen Kraft zu zehren, war einer meiner wichtigsten Skills, um mit meinen psychischen Schwierigkeiten umzugehen. Den Skill habe ich mir mit Mühe angeeignet während meiner Therapie.


Ich fühle mich letzte Zeit ständig, als sei ich nur einen guten, einen schönen Moment weit entfernt davon, dass es mir so weit besser geht, dass es wieder erträglich wird. Aber über jedem schönen Augenblick hängen so dicke, schwarze Wolken, dass ich ihn nicht mehr sehen kann. Jetzt frage ich mich, ob meine Fähigkeit mir abhanden gekommen ist oder ob sie einfach nur "schläft". Denn ich kann schwören, es fühlt sich an als säße ich in einem Wartezimmer, wartend darauf, dass ich aufgerufen werde - aber nichts passiert.


Wann wird es denn endlich besser?


Momentan wird es ständig nur schlechter. Ich dachte ich hätte einen Teufelskreis durchbrochen, mit dem ich wohl doch noch nicht ganz fertig bin. Destruktives Verhalten, mich selbst unter Druck setzen, Schuldgefühle, das Gefühl für andere nur lästig zu sein. Ich sollte es doch besser wissen! Und ein Teil von mir tut es auch.


Wieso kann ich dann nicht hinhören?


Seit Wochen geht es bergab. Nichts half. Gute Routinen waren unter den Umständen nicht zu halten und meine Tabletten brachten mich auch nicht voran. Ich nehme sie auch nicht mehr. Sie haben nichts mehr genützt außer Schmerz aufzuschieben und mich wie einen Hefekloß aufgehen zu lassen.


Wenigstens fühle ich jetzt wieder Dinge. Das ist nicht immer gut, aber ein Roboter kann und will ich nicht sein. Als Roboter ging es mir nicht besser. Nur anders.

Jetzt plagen mich Schuldgefühle. Als Roboter funktionierte ich selbst in den tiefsten Depressionen wenigstens auf Arbeit, auch wenn ich zuhause dann zu nichts mehr imstande war. Jetzt kämpfe ich mich tagsüber schon damit ab, nicht beim kleinsten Druck in Tränen auszubrechen. Ich halte mich wirklich zusammen, wo ich nur kann. Wenn ich es nicht zur Arbeit schaffe, schäme ich mich. Schaffe ich es zur Arbeit, schäme ich mich und denke, meine Leistung reicht nicht. Ich bin konstant am Abgrund zum Zusammenbruch und jedes Mal, wenn mich jemand gefragt hat ob alles gut ist oder man mir irgendwie helfen kann, habe ich wirklich gekämpft, die Fassade zu wahren. Die Menschen sind so lieb um mich herum und damit meine ich nicht nur auf Arbeit. Aber wenn ich einmal die Fassade ablege, so fühlt es sich an, bin ich danach zu gar nichts mehr fähig. Dann wäre der Tag gescheitert, und ich kann die Arbeit und Schule doch auch gebrauchen, um eben nicht nur Schuld und Unfähigkeit oder Verzweiflung zu empfinden. Ich bin gut in vielen Dingen, selbst an meinem schlechtesten Tag. Daran halte ich mich dann fest.


Ich sage mir ständig "Bald wird es besser", "Nächste Woche wird es besser", "Ich komm bald wieder auf die Beine". Aber ich bin unsagbar müde. Und besser wurde es noch nicht. Je öfter ich mir diese Dinge sage, desto größer wird der Druck, dass es besser werden muss, das muss es doch irgendwann.


"Geh raus, setz dich in die Sonne Franzi. Lies das Buch, das du dir gekauft hast. Hör dabei Musik. Sieh, wie schön das Leben sein kann. Sei doch einmal auf der Arbeit gut gelaunt. Sei nicht der Trauerkloß, lass doch mal zu, dass es dir besser gehen kann. Lächel mal zurück, auch wenn es schwer ist. Oder geh Sport machen, geh schwimmen. Mach dir etwas gesundes zu essen. Gönn dir auch etwas Ungesundes, etwas, was du immer gerne gegessen hast. Hauptsache du empfindest Freude. Mach alles,."


Mein Innenleben fühlt sich derzeit an, als hätte es die 0-8-15 Sprüche derer, die nicht verstehen, wie das alles ist, einfach so aufgesaugt.


Ich will es wirklich. Ich will, dass es mir gut geht. Aber das tut es nicht.

Ich will nicht selbstmitleidig sein und ich will keinen erbärmlichen Eindruck machen. Ich will auch niemandem Sorgen bereiten, ich will einfach nur Ruhe und einen Funken, nur einen Funken Freude.


Jetzt kommt der Sommer und ich hoffe weiter. Mir selbst so einen Druck zu machen führt mich nirgendwo hin aber dennoch tue ich es. Ich habe Angst, das, was ich mir so hart erarbeitet habe, mit diesem Loch wieder zu verlieren.


"And if you're still breathing, you're the lucky ones,

'cause most of us are heaving through corrupted lungs

Setting fire to our insides for fun." - Daughter - Youth


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